Die Siebrechts Familienzeitung der Siebrecht HERAUSGEGEBEN VON HANS ALEXANDER SIEBRECHT WERKLEHRER A.D. • KASSEL - ADOLFSTRASSE 17 Nr. 1 WINTERAUSGABE 1948 Allen Sippenangehörigen, Sippenverwandten und Freunden unserer Sippe herzliche Grüße zum Weihnachtsfest und allerbeste Wünsche zum Jahreswechsel. Vor allen Dingen möge im neuen Jahr 1949 unsere Sippenjugend, trotz der immer noch in unserem lieben Vaterlande herrschenden Not, weiterhin wachsen, blühen und gedeihen! Hiermit stellt sich unsere Familienzeitung „Die Siebrechts" vor und bittet um allseitig freundliche Aufnahme. Sie möchte Bindeglied sein und die nun schon geknüpften Beziehungen zwischen den Sippenangehörigen, Sippenverwandten und Freunden unserer Sippe festigen. Hauptsächlich wird sie über alles Geschehene in Vergangenheit und Gegenwart innerhalb unserer Sippe berichten. Alle Sippenbrüder und -schwestern, welche über die Geschichte der Siebrechts etwas zu sagen haben, werden in ihren Blättern zu Worte kommen. Zugleich werden alle Angehörigen der Sippe gebeten, über bedeutungsvolle Ereignisse aus ihrem Familien- und Verwandtenkreise zu berichten. Je vielseitiger die Berichte und Familiennachrichten sind, um so umfassender wird unsere Familiengeschichte werden. Darum wird hiermit um allseitige Beteiligung an der schönen und segensreichen Aufgabe, die Liebe zu unserem Geschlecht und zu unserer Heimat zu stärken, herzlichst gebeten. Unter diesen Voraussetzungen wird unsere Familienzeitung, wenn nicht äußere Umstände sie zunichte machen, einen dauernden Bestand bekommen. Es wird in hoffentlich bald besseren Zeiten möglich sein, außer der vorläufigen Sommer- und Winterausgabe auch noch eine Frühjahrs- und Herbstausgabe erscheinen zu lassen, sodaß dann der Jahresring geschlossen sein wird. In diesem Sinne grüßen in treuer Verbundenheit Hans Alexander Siebrecht und Ria Siebrecht, Kassel Bericht über den ersten Familientag (S. = Siebrecht) Sehr verehrte Gäste, liebe Sippenangehörige! Es ist mir eine hohe Ehre den ersten Familientag der Sippe Siebrecht hiermit feierlichst eröffnen zu dürfen, und ich tue das mit einer vielfachen Freude im Herzen. Ich weiß aber auch, daß in diesem Augenblick die Herzen aller Sippenbrüder und -schwestern höher schlagen, denn wir freuen uns alle, daß der schon lange geplante Familientag nun endlich, trotz Kriegs-, Bomben-, Hungers- und nun auch noch Geldnöten doch zustande gekommen ist. Zustande gekommen, mit einer so stattlichen Teilnehmerzahl und in einem so festlichen Rahmen. Hochbefriedigt und erfreut können wir auch sein, daß es gelungen ist, noch rechtzeitig, vor der Vernichtung — 2 — vieler Kirchenbücher, ja ganzer Archive, unseren Stammbaum fast lückenlos zu vollenden und daß unser gesammeltes Sippengut kein Opfer des Krieges wurde, Wir können uns dieses reichen Besitzes glücklich preisen, denn ohne Stammbaum, Akten- und Bildmaterial wäre eine Sippengemeinschaft illusorisch und ein Sippentag sinnlos_ Wenn eine uralte Sippe das erste Mal tagt und sich dabei Menschen gleicher Abstammung zum Teil das erste Mal sehen und kennenlernen, so wird das für viele ein tiefes Erlebnis sein. Daß unsere Sippe ein Stammhaus aufweisen kann, welches urkundlich seit 1570, vermutlich aber schon viel länger, bis zum heutigen Tage in ununterbrochener Geschlechterfolge in Siebrecht' schenn Besitz war, können wir mit Stolz als ein außergewöhnliches Geschehnis buchen. Und daß wir drittens in diesem Jahre das 400-fährige Bestehen unseres Wappens begehen können, ist für uns als bürgerliche Familie ein ganz großes Ereignis. Diese drei Tatsachen sind Gründe genug, ein Fest zu veranstalten und sich zu freuen. Vergessen wir darum einmal die Schrecken und Nöte der letzten Jahre und unsere heutige Sorge um die Zukunft Deutschlands. Ich wünsche unserem ersten Familientag einen glücklichen, erfolgreichen Verlauf und hoffe, daß sich unsere lieben Gäste in unserer Mitte recht wohl fühler und daß es ihnen bei Siebrechts gut gefällt. Wenn dieser Wunsch und diese Hoffnung sich heute erfüllen sollten, dann werde ich mich Für eine dreißigjährige, mühevolle aber immer mit viel Liebe und großer Begeisterung durchgeführte Forschungscirbeit reich belohnt fühlen, Als Vertreter der Stadt Kassel war Herr Stadtrat Wctrlich, und als Vertreter der Gesellschaft für Familienforschung in Kurhessen und Waldeck, Herr Lehrer Damm, erschienen. Noch den Begrüßungen erfolgte die Liebergabe des Familienwappens durch Direktor Fritz 5., Dortmund. Weitere Punkte der Tagesordnung waren. Totenehrung — Ehrung des Seniors der Kasseler Linie, Aug. Martin 5. — Bericht über das Schicksal der Bukarester Linie durch Dipl.-Ing. Fritz 5., Bensheim —Einführung in unseren Stammbaum und Vorführung der Ahnenbilder mit Hilfe eines Lichtbildopparates durch Werklehrer Hans Alexander 5., Kassel — zugleich wurden auch einige Aufnahmen aus Meinbrexen und von unserem Stammhaus gezeigt, wobei Architekt Karl Se Hannover, seine Jugenderinnerungen an die ßornelsmühle erzählte. Die Tischrede hielt Kammermusiker Herrn. .S„ Bad Homburg rr. d. H. Dann erfolgte der gemeinsame Gesang der Festhymne und die Verlesung der eingelaufenen Glückwünsche, Den Dank der Sippe für die von mir geleistete Forschungsarbeit stattete Inspektor Jean 5., Kassel, ab mit gleichzeitiger Ueberreichung eines kunstvollen dreiarmigen Leuchters. Zur festlichen Ausgestaltung des Tages haben wesentlich die künstlerisch sehr hoch stehenden Darbietungen des Trios von Kammermusiker Hermann 5., Bad Homburg — Flöte, Erna Koch geb. 5., Halberstaat-3m Flügel, Helga Koch, stud, med. Halle — Cello, beigetragen. Ebenso wurden die von Herrn Erich Hoßfeld, gesungenen Lieder und Opernarien, begleitet von Miete Se Kassel, mit begeistertem Beifall aufgenommen. Die in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellten kostbaren Ahnenportraits und ein alter silberner Sippenpokal, hoben unserem Fcirnilienfest Glanz und Würde verliehen, Allgemein wurde der durch seine Ausdehnung (18 m Breite) auffallende Stammbaum bewundert und mit großem Interesse eifrig 51-udiert. Der stark familiäre Charakter unserer Veranstaltung trat am offensichtlichsten in Erscheinung, als die Kinder, Paul und Marlies Fenge, ihre Gedichte vortrugen, der Jugendliche, Geerd Koch, meiner Frau für die treue Mitarbeit in der Erforschung unserer Familiengeschichte dankte, und Fräulein Rosemarie Beuerrnann, im Namen der Sippenjugend in freier Rede sprach. Gedankt sei auch den Siebrechrschen Blumengärtnereien in Kassel, Niederewehren und Waldau, welche die wundervolle Dekoration des Saales ausgeführt hatten und durch Bereitstellung von üppigen Blumensträußen es ermeichten, allen Mitwirkenden eine Gegenfreude zu bereiten. Die gro-ßzüg;ge Spende der Gemüsegärtnerei von Heinrich 5, hatte nicht unwesentlich zur Bereicherung des Abendessens beigetragen. So war in unserer großen Sippengemeinschaft ein freudiges Geben und ein dankbares Empfangen eingetreten, wie es im kleinsten Familienkreis gelegentlich eines Familienfestes nicht herzlicher sein kann. Die restlichen Stunden unseres schönen Familien Tages wurden mit Tanz und humoristischen Vorträgen in angenehmster Weise verbracht. Alle schieden mit dem Wunsche 1950 in Meinbrexer einen ebenso harmonischen und erfolgreichen Familientag erleben zu dürfen. Aus den Berichten der Hessischen Nachrichten, der Kasseler Zeitung und der Rundfunkdurchgabe des Frankfurter Senders, konnte man erkennen, welche Beachtung unser Familientag in der Oeffentlichkeit gefunden hatte. So können wir sehr befriedigt und stolz auf den ersten Fomilient?g zurückblicken, welcher für alle weiteren familiären Veranstaltungen unserer Sippe ein vielversprechender Anfang war, Hans Alexander Siebrecht TE legtnphil-die unb briefliche Glüchmünfche ullö gemalte Glüchtounrchabref[en gingen ein non: Oberbürgermeister Seidel, Kassel - Dir. Dr. August u. Chiles 5., Cordoba/Argentinien - Dipl. Ing. Dr, Wille u. Christa Leipzig - Archivrat Dr_ Heine. u, Hanna Butte, Dresden - Reg_ Rat a. D_ Edo 5_, Oldenburg - Frau Hilde S_ u, Tochter, Bad Cannstatt - Kaufmann Carl 5., Iserlohn - Frau Dr, Hanna Gaswin geb. 5., Iserlohn - Frau Ella Abt geb. Schüseler, Homberg Frau Hedwig Kroehl geb. Se Braunschweig - Werkzeugschlosser Heine Se Braunschweig - Burgverwalter Wilhelm 5., Adendorf - Frau Mi• Neumann geb. Se Luckenwalde - Dipl. Optiker Anton Se Luckenwalde - Dr. med. Heinz 5., Berlin Elektrotechniker Udo 5., Bremen - Kaufmann Friedrich Se Celle - Kaufmann Ernst Se Halberstadt - Frau Leni S. u. Kinder, Weissenfels - Lehrer Franz Patzer, Jesberg - Prov. Dir. a. D. Dr. Wilhelm Wehner, z. Zt. Kirtarf - Fräulein ,A,Iwine Hannover - Friedrich Leiss, Kassel - Gg. Sonneborn u, Frau, Kassel - Schneidermstr. Martin S., Hamburg - Frau Käte Wäntig geb. S_, Markkleeberg - Rechtsanwalt Franz Erkelenz u, Frau Maria geb. 5,, Düsseldorf. - 3 Dirn ahn 5ippentag nahmen teil: Aus Albshausen: Landwirt Aug. Se Frieda 5. - Altenburg L Th.: Spediteur Curt 5., Anna 5. - Kfm. Rudolf 5., Margarete 5, Arnstadt i. Th.: Kfm. Walter 5., Elisabeth 5. - Bad Homburg v. d. H.: Karr mermusiker Hermann 5., Cläre 5. - Bensheim a. d. B.: Dipl. Ing. Fritz S. - Boffzen: L. Schmidtmann geb. 5,, Margret Sehe Helene Ahrens - Breclenbeck b. Hamburg: Landwirt Martin 5.- - Breitenau: Marie Boschleben geb. 5_, Margret Wolfram - Derental: Landwirt Adolf S,, Kari Adolf 5., Arthur 5. - Lehrer Rudolf 5., Hermine 5., Arno 5. - Dortmund: Direktor Fritz Se Irmgard 5. - Elberfeld: Else Eggert geb. 5. Eldagsen: Lehrer Otto S. - Frankfurt a. M.: Reg. Rat Dr. Valentin 5., Hilda 5. - Fritzlar: Luise Sonntag geb. 5. - Göttingen: Else S. Wolfgang Herbst, Charlotte H. geb. 5. - Guthagen: Kfm. Adolf Strung, Clärchsen St. - Halberstadt: Kfm. Robert Koch, Erna K. geb. 5., stud. med. Helga K Geerd K.- Hannover: Architekt Karl 5., Eleonore Se Stud. Rätin i. Hetzminden Ing. Karl 5. - Kfm. Werner Scherf, Thea Sch. geb. 5. - Hildesheim: Kfm. Hch. 5. - Hofgeismar: Sophie 5., Helene Steiner geb. Se Lothar St. - Humme: Zugf. Fritz Wagner, Henriette W. beb. Se Wilfried W., Elke W. - Isernhagen: Maria Obermayer geb. 5. - Jugenhelm a. cl. B.: Anna Köcke geb. 5. - Katlenburg: Hanni Köhler geb. S., Dieter K,, Hedi K, - Landau: Laura Leimbach - Meinbrexen: Mühlenbes. Hch, 5., Auguste 5., Wilfried 5. - Bürgermstr. Karl Se Erna 5., Helmut 5. -Landwirt Wilh. Se Else Se Ursula 5., Christa 5. - Schuhtee Mstr. Hch. Se Gertrud Se Friedrich S. - Bäckermstr. Ernst 5., Helga 5., Luise 5. - Else Klages geb. 5. - Luise Thies geb. S_ - Sophie Kayser geb. 5. - Auguste Hähne geb. 5. - Ilse 5. Neunkirchen i, W.: Tierarzt Dr. August 5., Helene 5., Ingeborg 5. - Northeim: Alvvine Ranft geb. 5. - Oberdiinzebuch: Angest. Hermann Se Henriette 5. - Oberkaufungen: Kfm. Paul Trespe, Charlotte T. geb. 5. - Pirmasens: Uhrmacher Fritz 5. Röhrenfurlh: Minna Bolze geb, 5, - Simmershausen: Eleonore Hallaschka, Günter H. - Sendhelm: Gärtner Philipp 5., Else 5. Waldkoppel: Gutsbes. Hch. S., August 5. - Wiensen: Anneliese Hartmann geb. Se Luise Se Elfriede 5. - Witeenheusen: Erna Lübecke geb. 5. Aus Raummangel konnten leider die vollständigen Anschriften, wie gewünscht, nicht gebracht werden. Dieselben können im Bedarfsfalle bei mir erfragt werden. Die Liste der Teilnehmer aus Kassel erscheint in der nächsten Nummer. Da 3 Siebrechtirche Mappen I9trhunft, fluffinöting unt Bebndung Direktor Fritz Siebrecht - Dortmund Dem Wunsche unseres Freundes Hans Siebrecht, Ihnen etwas über das Siebrecht'sche Wappen zu erzählen, komme ich gerne nach. Ich tue das um so lieber, als mich ein glücklicher Zufall und das umfassende heraldische Wissen meines Freundes, des Malers Nikolaus Dauber, dieses Wappen wieder auffinden ließ. Der Anlaß dieses Sippentages, den wir allein; Hans Siebrecht verdanken, der ein Menschenalter hindurch seine Lebensarbeit der Erforschung unserer Sippe gewidmet hat, ist aber so bedeutend, daß Sie mir gestatten werden, auf gewisse Zusammenhänge einzugehen, die mir zwischen diesem Wappen, den Zeitumständen seiner Entstehung, unserer Familie und diesem unserem Sippentag zu bestehen scheinen. Im ältesten, heute noch lebendigen Gedicht der Weltliteratur, in der Odyssee des Homer, steht der Vers: Nichts ist süßer, als das Vaterland und die Eltern. Wir sind und waren es über tausend Jahre lang gewohnt, unter dem hehren Begriffe Vaterland, den die Nation umfassenden und sie schützenden Staat zu sehen. Einen solchen Staatsverband müssen wir zur Zeit entbehren, und deshalb will ich lieber übersetzen: Nichts ist süßer, als die Eltern und die Heimat. In der Heimat sind wir zusammengekommen. Hier, irr Herzen von Deutschland, im unteren Fulda- und oberen Weserlauf, wo die Chatten und Niedersachsen sich berührten und mischten, ist die Heimat unserer Sippe. In der Heimat wollen wir der Eltern, der Vorfahren, der Ahnen gedenken, wollen uns besinnen, welchen Stammes wir sind, wo unser Zweig am Baume der großen deutschen Völkerfamilie gewachsen ist, aus welchem Nährbaden er seine Kraft _gesogen und wie er sich entfaltet hat. Daß der Zweig viele Blätter und schöne Blüten getrieben hat, das zeigen die Stammbäume dort an der Wand, die Hans Siebrecht mit unendlichem Fleiß zusammengestellt, das zeigt auch unsere so reich beschickte Sippentagung. Uns einigt mehr als gemeinsames Volkstum und Landsmannschaft, Wir sind eines Namens und Stammes. Unser Name ist nicht vom Beruf oder Handwerk genommen, er hat anderen Ursprung. Es stecken darin die beider, alt- und mittelhochdeutschen Sprachwurzeln segu, Sieg .und berath, das Ruhm bedeutet. Also: der Siegberühmte. Bei der deutschen Wanderlust und Fernsucht, die jedoch nur die Kehrseite des Heimwehs ist, sind die Fliehkräfte oft stärker als das Wurzelgefühl. Die Familien streben auseinander, ja. auch die Mitglieder der einzelnen Familien. Und groß ist die Gefahr, da-ß sie wurzellos werden. Da ist ein einigendes Band, da sind Kräfte des Zusammenhalts nötig. Solche Liegen gewiß in erster Reihe in Gemüt und Gesinnung. Es muh Familiensinn und Sippengefühl geweckt und gefördert werden. Dafür ist von hohem Werte ein Symbol der Zugehörigkeit. Was aber wäre geeigneter hierfür als ein Familienwappen! Nun steht es damit so. Wenn wir uns ein solches schaffen müßten, so wäre das eine schwierige, ich möchte sagen: krampfhafte Angelegenheit_ Es würden gar viele Meinungen auftauchen, w i e das Wappen zu gestalten wäre, und bei der Siebrecht'schen Dickköpfigkeit würden wir uns dabei wahrscheinlich schönstens an die Hälse kriegen. Das alles haben wir glücklicherweise nicht nötig. Es gibt nicht viele bürgerliche Familien, die ein so altes, einwandfrei beglaubigtes Wappen ihr Eigen nennen, wie die unsriee, und deshalb lassen Sie mich Ihnen davon Einiges erzählen. Versetzen wir uns vier Jahrhunderte zurück, in die Zeit kurz nach dem Tode Martin Luthers, als die neue protestantische Lehre, die das deutsche Volk leidenschaftlich ergriff und zutiefst umpflügte, sich durchzusetzen begann. Im Jahre 1548 stand Kaiser Karl V. auf gewaltiger Höhe. Er, der spanische König, der in allen Künsten der Diplomatie Erfahrene, der fanatische Verfechter der römischen Kaiseridee, der sich als weltliches Haupt der abendländischen katholischen Christenheit fühlte, so wie der Papst das geistliche war, mit dem er um die Macht rang. Im schm?lkaldischen Kriege hatte der ---4— Kaiser, die Uneinigkeit und Unschlüssigkeit der protestantischen Fürsten ausnutzend, einen entscheidenden Sieg errungen. Seit Jahrhunderten hatte kein Kaiser solche Macht in Händen und solche Hingebung erfahren. Die protestantischen Fürsten aber erfuhren seine Strenge. Knieend mußten sie sich seiner Gnade und Ungnade ergeben. Einen unter ihnen haßte er besonders: den Landgrafen Philipp von Hessen. Als der sich in Halle dem Kaiser zur Unterwerfung nahte, verweigerte ihm dieser die Hand, und ehe der Abend verging, ließ er ihn durch seinen Herzog von Alba verhaften. Neun Jahre lang dauerte seine Gefangenschaft. Der Kaiser berief die Fürsten, Städte und Stände zum Reichstag nach Augsburg. An seinem Geburtstag, dem 1, Februar des Jahres 1548, entfaltete sich dort ein unerhörter Prunk. Der Kaiser ließ seine Gnade walten. „Sitzend in seiner kaiserlichen Krone, Zierheit und M?jestät", wie ein gleichzeitiger Chronist berichtet, übertrug er die Kurwürde an seine Verbündeten, verteilte Adelsdiplome an solche, die sich in seinem Kriege ausgezeichnet und Wappenbriefe an verdiente Bürger. Hier also war es, daß unser Vorfahr seinen, den Siebrecht'schen Wappenbrief empfing. Was der Anlaß war, weiß ich nicht zu berichten, Es waren gewiß nur wenige Hessen, denen des Kaisers Gnade leuchtete. Aber es muß betont werden, daß sich der Zorn des Kaisers ganz persönlich gegen den Landgrafen richtete, und daß dieser zu jener Zeit mit seinem Volke tief zerfallen war. Schuld daran trug seine unselige Doppelheirat. Er war vermählt mit einer Tochter des Herzogs Friedrich von Sachsen und hatte von ihr mehrere Söhne. Gleichwohl heiratete er bei Bestehen dieser Ehe mit allem Zeremoniell in Hanau ein Fräulein von Saalfeld und gab dadurch überall in deutschen Landen ein rechtes Aergernis. Vor allem brachte er den hessischen Ade! gegen sich auf und erregte das tiefe Mißfallen aller Frommen und Gutgesinnten. Es ist deshalb nicht gerade verwunderlich, daß der Kaiser, der jede Gelegenheit sich zu nützen und seinen Einfluß zu stärken mit Gerissenheit wahrnahm, zwar den Landgrafen seine tiefste Ungnade, aber einige seiner Untertanen seine Gnade spüren ließ. So ist diese Wappenbrief-Erteilung wohl politisch zu erklären. Sie ist beurkundet in den Akten des Reichstages zu Augsburg. Der protokollarische Vermerk darüber mit einer Darstellung des Wappens findet sich im Cociex 742 der Herzoglichen Bibliothek in Gotha. Aus diesem Urkundsbuch ist das Wappen samt dem Vermerk über den Verleihungsbrief in das große Siebmacher'sche Wappenwerk aufgenommen worden, und zwar in dem Bande über alte bürgerliche Wappen. So kann übe, die Echtheit des Wappens, über das Datum seiner Verbriefung und über seine Formgebung nicht der leiseste Zweifel bestehen. Fortsetzung folgt "aniitiennachrictiten Am 6. Juli 1948 verstarb an ihrem 53. Geburtsfelg in Kassel-Walllau frau fielet 13echer geb. Siebrecht Wir gedenken unserer lieben Sippenschwester und der Hinterbliebenen in stiller Mittrauer. Der Senior der Münster-Luckenwalder-Linie, Burgvogt Wilhelm Siebrecht, feierte am 28. 4. 48 im Kreise seiner kinderreichen Familie in bester Gesundheit seinen 84. Geburtstag, Er verwaltet seit 1900 treu und pflichtbewußt die Burg des Freiherrn von Loe Adendorf b. Meckenheim im Kreise Rheinbach, An dem Geschehen unserer Sippe nimmt er mit Stolz regsten Anteil. Der Senior der Kasseler-Linie, Klempnermstr. Aug. Martin Siebrecht, feierte am 2. Juli 48 seinen 82. Geburtstag. Am ersten Sippentag hatten wir die große Freude, ihn als Aeltesten aller Anwesenden besonders ehren zu können. Kammermusiker Hermann Siebrecht u. Cläre Siebrecht geb. König, in Bad•Hornburg v. d, H. konnten bei bestem Wohlbefinden am 28. Mai 48 dos Fest der goldenen Hochzeit begehen. Kaufmann Robert Koch u. Erna Koch geb. Siebrecht, halberstadt, feierten im Kreise ihrer vier Kinder am 3. Nov. 48 die silberne Hochzeit. Graphiker Hans Siebrecht u. Hilde Siebrecht geb. Latzerich, Kassel, hatten am 24. Nov. 48 ihre silberne Hochzeit. Wir verdanken ihm den Entwurf und die Klischeezeichnung des Kopfes unserer Familienzeitung. Als jüngstes Ehepaar der Sippe stellen sich Gärtner Hans Siebrecht u. Maria Siebrecht geb. Uthmann vor. Sie feierten am 14.8.48 in Kassel ihre grüne Hochzeit. Büroinspektor Karl Siebrecht, Kassel, war am 1. Mai 48 40 Jahre im Dienst der Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Seidel und Schulrat Fricke überbrachten ihm persönlich den Dank und die Glückwünsche der Stadt Kassel, Den Geburtstagskindern, den Hochzeitspolaren und dem Jubilar bringt hiermit noch nachträglich die Sippe Siebrecht ihre herzlichsten Glückwünsche dar. Die nächste Nummer dieser Zeitung erscheint Sommer 1949